E-Commerce hat den stationären Einzelhandel besonders in den Segmenten Kleidung, Schuhe oder Technik stark unter Druck gesetzt. Dagegen schlagen sich Produkte für den alltäglichen Bedarf weiterhin gut: Essen, Getränke und Kosmetik erwerben die meisten Menschen nach wie vor im Supermarkt oder in der Drogerie. Systemrelevante Nahversorger haben sich erfolgreich durch die Pandemie manövriert, und Nahversorgungsimmobilien sind immer mehr ins Blickfeld von Investoren gerückt. Doch wie sieht die Zukunft der Anlageklasse im aktuell so volatilen Marktumfeld aus?
Eine Scope-Umfrage unter Vermögensverwaltern zeigt: Finanzexperten schätzen das Abwertungsrisiko für Nahversorgungsimmobilien deutlich niedriger ein als für andere Einzelhandelsimmobilien. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Geschäft der Nahversorger vergleichsweise gut läuft. Vor welchen Herausforderungen die Branche dennoch steht und welche Entwicklungen Fachleute erwarten, erörtert Sonja Knorr, Head of Alternative Investments bei Scope, mit den Handelsimmobilien-Experten Sebastian Schels von Ratisbona, Manuel Jahn von Habona und Nils Hübener von Dr. Peters.
Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg
ESG-Themen haben bei Immobilieninvestments in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Sie entscheiden oft darüber, wie zukunftsfähig Immobilien sind – gerade auch bei Nahversorgern. „Man muss die Kreislaufwirtschaft weiterdenken“, sagt Sebastian Schels, geschäftsführender Gesellschafter beim Immobilienentwickler Ratisbona. Nahversorgungsimmobilien würden oft nach acht bis zehn Jahren grundlegend umgestaltet. Dafür sorgen neue Gesetze, Trends und Konsumgewohnheiten. Beim Bau oder Kauf einer Immobilie müssten Investoren deshalb besonders darauf achten, dass die Gebäude frei von Schadstoffen sind. Heutige Bauten seien die Rohstofflager der Zukunft, und schadstoffbelastete Immobilien könnten Besitzer schnell vor Probleme stellen – am Ende müssten sie ihre Immobilie teuer sanieren oder zu einem schlechten Preis verkaufen.
Dass Nachhaltigkeit ein wichtiges Kriterium bei Investitionen in Nahversorgungsimmobilien ist, bekräftigt Manuel Jahn, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Habona. „Die Standortwahl ist das A und O“, sagt er. Nur eine Nahversorgungsimmobilie, die Konsumenten kurze Wege ermöglicht, könne ressourcenschonend sein. Habona ist auf Nahversorgungsimmobilien spezialisiert, bietet derzeit einen offenen Fonds an und hat einen geschlossenen Fonds angekündigt.
Gute Aussichten für die Zukunft
Trotz Inflation deutet vieles darauf hin, dass es mit der Anlageklasse der Nahversorgungsimmobilien bergauf geht, sagt Handelsexperte Nils Hübener. Er ist Vorstandsmitglied der Investmentgesellschaft Dr. Peters, die einen Nahversorgungsimmobilien-Fonds anbietet. Das Geschäft der Nahversorgung laufe sehr gut, und die große Nachfrage werde so schnell nicht abreißen, selbst wenn sich das Zinsumfeld weiter verändere, prognostiziert er. Nahversorgung habe sich als systemrelevante Infrastruktur bewiesen, die „krisen- und konjunkturfest“ sei.
Ob es sich für Anleger im Segment Nahversorgungsimmobilen lohnt, in Neubauten zu investieren, oder ob sie ihr Geld stattdessen in die Aufwertung alter Bestände stecken sollten, beantworten die Handelsexperten im Video.
Quelle: Scope