Bisher haben vor allem Billigflieger auf Einheitsflotten gesetzt, um die Kosten zu drücken. Inzwischen ziehen weitere Fluggesellschaften nach und reduzieren die Vielfalt der Flugzeugtypen in ihren Flotten. Sie spekulieren auf Effizienzgewinne, begeben sich aber unter Umständen in riskante Abhängigkeiten. Das zeigt das weltweite Flugverbot für die Boeing 737 Max.
Die Beschränkung auf einen Flugzeugtyp gilt als zentraler Faktor für den Erfolg der Billigflieger. Ryanair, Easyjet & Co. beschränken sich nach Möglichkeit auf ein Modell und nutzen die vielfältigen Vorteile der „Monokultur“. Das beginnt beim Einkauf der Flugzeuge: Wer bei Boeing oder Airbus ein und dasselbe Flugzeug in großen Stückzahlen ordert, kann mitunter kräftige Preisnachlässe aushandeln.
Im laufenden Betrieb reduziert eine Einheitsflotte die Kosten für Ersatzteile. So nutzt Ryanair derzeit nur den Typ Boeing 737-800, kann Teile also in größeren Mengen und damit günstiger einkaufen. Außerdem benötigt die irische Gesellschaft weniger Lagerfläche als ein Carrier mit größerer Modellvielfalt. Auch beim Personal lässt sich sparen: Piloten, Flugbegleiter und Mechaniker müssen idealerweise nur für einen Typ geschult werden und lassen sich dann für die gesamte Flotte einsetzen.
Die Kehrseite der Medaille: Betreiber von Einheitsflotten begeben sich in die Abhängigkeit von einem Hersteller und einem Modell. Airbus-Großkunde Easyjet listet im jüngsten Geschäftsbericht gravierende Risiken auf: Produktionsstörungen beim einzigen Lieferanten können die Auslieferung neuer Maschinen verzögern, technische Probleme ein Flugverbot für große Teile der Flotte auslösen. Dass solche Gefahren real sind, musste erst jüngst Ryanair erfahren: Die Gesellschaft erwartet aktuell das geringste Passagierwachstum seit der Gründung. Grund: Neue Maschinen vom Typ Boeing 737 Max können nicht wie geplant in Dienst gestellt werden, denn nach zwei Abstürzen ist das Modell weltweit gesperrt.