Einzelne Assetklassen heben sich positiv hervor. Vor allem der Logistik- und Gesundheitssektor sowie Wohninvestmentmarkt haben sich bis jetzt am widerstandsfähigsten erwiesen.
Trotz rückläufigen Angebotsmieten für Logistikflächen und Lagerhallen von 3,4 Prozent und einem Umsatzrückgang bei Logistikimmobilien um neun Prozent im zweiten Quartal, stellt das erste Halbjahr 2020 mit einem Transaktionsvolumen von gut 3,83 Mrd. Euro eine Steigerung um 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dar. „Noch beachtlicher zeigt sich die Steigerungsrate im langfristigen Vergleich. Ein knapp doppelt so hohes Volumen schlägt gegenüber dem Zehn-Jahresschnitt zu Buche. Und selbst auf den Schnitt der starken letzten fünf ersten Halbjahre konnte 2020 noch 30 Prozent drauflegen“, kommentiert Nick Jones, Head of Industrial Investment JLL Germany.
Diese positive Entwicklung ist vor allem auf das sich immer mehr wandelnde Konsumverhalten und den damit stark wachsenden Onlinehandel zurückzuführen, aber auch darauf, dass Unternehmen das Konzept „just-in-time“ zu Gunsten angemessener Lagerhaltung anpassen müssen.
Auch der Wohnungsmarkt zeigt sich krisenfest. Nach einem kurzen temporären Rückgang sind Nachfrage und Angebot wieder erheblich gestiegen. Erste Wohnungsportfolien wechseln den Eigentümer. Die Immobilienpreise erweisen sich nach wie vor stabil und ziehen langsam wieder an. Insbesondere Metropolen wachsen immer weiter, sodass ein enormer Flächenbedarf besteht.
Die Sorge am Büromarkt nimmt derzeit zu. Die großen Immobilienmakler rechnen vorerst mit einer deutlich gebremsten Nachfrage. Langfristig wird die Krise aller Voraussicht nach dazu führen, dass sich das Angebot-Nachfrage-Verhältnis wieder auf Normalniveau einpendelt. Vor allem Büroobjekte in zentralen Geschäftslagen, guter Anbindung und attraktiven Dienstleistungs- und Nahversorgungsangeboten werden laut den Ergebnissen des jüngsten Diskussionspapiers des internationalen Immobilien Investmentmanagers Savills Investment Management (Savills IM) weiterhin von hoher Nachfrage profitieren. Internationale Umfragen haben zudem ergeben, dass auch wenn das Arbeiten von zu Hause in vielen Branchen und Unternehmen möglich ist, nur eine Minderheit der Arbeitnehmer/innen gänzlich von zuhause aus arbeiten möchte, wenn die Normalität wieder hergestellt ist. Offensichtliche Gründe sind u.a. ungeeignete Arbeitsräume, Ablenkungspotenzial und der mangelnde persönliche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen.
Weitreichende Folgen hatte die Corona-Pandemie vor allem auf die Immobiliensegmente Handel und Hotellerie. Gewerbeimmobiliensuchende hielten sich zurück und waren verunsichert. Zeitglich zu den Kontakteinschränkungen sind die Kontaktanfragen bei Anbietern von Einzelhandelsflächen zur Miete stark zurückgegangen. Laut ImmoScout24 Gewerbe kam es im Zuge der Lockerungen zwischen April und Juni zu einer sprunghaften Steigerung der Nachfrage um 97,4 Prozent. Damit hat sich die deutschlandweite Nachfrage weitgehend erholt. Im Juni gingen bei Anbietern von Einzelhandelsflächen zur Miete in der deutschlandweiten Betrachtung wieder so viele Kontaktanfragen ein wie zum Jahresanfang (- 0,1 Prozent).
Der wirtschaftliche Shutdown während der Corona-Krise traf das deutsche Gastgewerbe wohl mit am härtesten. Hotels mussten komplett auf Ihre Einnahmen verzichten. Durch diverse Reisewarnungen und geschlossene Grenzen sind die Auswirkungen für den internationalen Tourismus noch deutlich massiver. Nun setzt langsam eine Kehrtwende ein. Seit Juni sind die meisten innereuropäischen Grenzen wieder geöffnet und das Geschäft in der Hotellerie zieht langsam wieder an. Unter Hygieneauflagen ist das touristische Reisen wieder erlaubt. Vor allem der Binnentourismus profitiert von der starken Vitalisierung im Sommer 2020. Prognosen zufolge könnten im besten Fall bis Ende Oktober dieses Jahrs bereits 70 Prozent des Umsatzes von 2019 erreicht werden. Im Allgemeinen sehen Marktbeobachter eine realistische Erholung des Binnentourismus bis zum Jahr 2022. Damit wird sich aller Voraussicht nach der Binnentourismus deutlich schneller und stärker erholt als der internationale Tourismus.
Mit einem traditionell hohen Anteil inländischer Gäste ist Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, in denen die Reisenachfrage in erster Linie von ausländischen Touristen getragen wird, weitaus besser aufgestellt.